Allgemeine Tipps

Es gibt einige grundsätzliche Verhaltensweisen, die sich in jedem Gelände und unter beinahe allen Umständen empfehlen, wenn man mit einem Geländewagen unterwegs ist. Das Befolgen dieser Ratschläge ist im Zweifelsfall dazu geeignet, etwaige Probleme einzudämmen oder zu vermeiden, und gerade erfahrene Fahrer halten sich meist an diese „Grundregeln“ des Offroad-Fahrens.

Die erste und beinahe wichtigste Regel besagt, dass man im Zweifelsfall (also wenn das Gelände schwierig oder problematisch erscheint) ein schlecht einzuschätzendes Stück zu Fuß erkunden sollte. Manche Schlammrinnen oder Gewässer sind tiefer, als man auf den ersten Blick vermuten würde, und man wird sie mit dem Wagen unter Umständen nicht mehr verlassen können, wenn man einmal eingefahren ist. Eine kurze Erkundung ist aber insgesamt bei jedem schwierigen Abschnitt empfehlenswert.

Wichtig ist es auch, während einer Fahrt in schwierigem Gelände auf keinen Fall zu schalten – lieber im niedrigeren Gang bleiben, als durch ein plötzliches Schalten Schwierigkeiten hervorzurufen.

Kleine, überfahrbare Hindernisse sollte man auf die richtige Art und weise ansteuern: kleine Erhebungen am besten im rechten Winkel, während man Gräben spitz anfahren sollte.

Reifendruck

Für die Geländegängigkeit eines Fahrzeugs ist der Reifendruck ein entscheidender Faktor. Allerdings beeinflusst der Druck die Fahreigenschaften des Wagens auf variable Art und Weise, so dass es erforderlich sein kann, den Druck zu verändern, wenn man sich einem neuen Terrain nähert.

Man sollte die Auswirkungen des Reifendrucks nicht unterschätzen – falscher Druck kann sich in verschlechterter Geländegängigkeit, aber auch in erhöhtem Verschleiß ausdrücken, zwei Dinge, die man natürlich lieber vermeiden möchte.

Ein Fall, den man für gewöhnlich recht leicht bemerkt, ist der zu hohe Reifendruck. Dieser mindert den Fahrkomfort und hat somit direkte Auswirkungen auf das „Wohlbefinden“ der Insassen; er verringert aber auch die Geländegängigkeit, weil die Traktion niedriger wird durch die unter Druck stehenden Reifen.

Ist der Reifendruck zu gering gewählt, wird man dies nur schlechter bemerken; die Auswirkungen sind aber unangenehm, da durch den Walkeffekt die Reifen angegriffen und schließlich zerstört werden. In hartem Gelände sollte daher niedriger Reifendruck tunlichst vermieden werden.

Der passende Reifendruck hängt übrigens stark vom Gelände ab, in dem man sich bewegt. Normales Gelände lässt sich gut mit einem Druck von 2,1 bis 2,8 bar bewältigen (30-40 psi).

Befindet man sich in bergigerem Gelände, sollte man den Druck ein wenig absenken: 1,8 bis 2,1 bar (25-30 psi) sind hier die richtige Wahl, da dieser Druck die Traktion steigert.

Auf weichem Sand sollte man den Druck noch weiter absenken. 0,7 bis 1,4 bar (10-20 psi) sind hier zu empfehlen, wobei ein Druck von unter einem bar wirklich nur in extremen Fällen angeraten ist.

Einen weiteren Einfluss auf den Reifendruck nimmt die Ladung des Fahrzeugs.

Bergiges Gelände

In Gebirgen und Gelände mit schnellem Wechsel von Steigung und Gefälle ist das untersetzte Getriebe die richtige Wahl. Steigungen bewältigt man am besten mit dem zweiten und dritten untersetzten Gang, während sich für Gefälle der erste untersetzte Gang eignet.

Man sollte mit der Fußbremse in diesem Gelände sparsam und vorsichtig sein, besonders im Gefälle; die Kupplung sollte man beim Bremsen nicht anrühren, da dies eine kurzfristige Erhöhung der Drehzahl zur Folge haben kann, indem die Reifen bergab frei und beschleunigt drehen. Dies mag im normalen Verkehr nebensächlich erscheinen, im Gelände kann es zu einer echten Gefahr werden.

Auf keinen Fall sollte man ein Fahrzeug (besonders ein schwer beladenes) am Berg seitwärts ausrichten. Man hat von innen oft einen falschen Eindruck von der wirklichen Lage des Fahrzeugs, so dass sich schon manche Fahrer gewundert haben, wie „scheinbar leicht“ ihr Geländewagen kippte. Gerade am Berg ist dies aber besonders gefährlich.

Im gesamten bergigen Terrain ist ein gutes Reifenprofil sehr wichtig. das Profil kann nicht nur die Geländegängigkeit, sondern auch die Fahrsicherheit allgemein und die Bremskraft steigern und so die Sicherheit des Fahrzeugs gewährleisten.
Bergauf sollte man sich nach Möglichkeit von Spurrinnen fernhalten; wenn es steil und rutschig ist und bergab geht, kann allerdings eine Spurrille genau die richtige Wahl sein, um die Abfahrt sicher zu gestalten.

Wenn man im Gebirge am Hang stehenbleibt, weil der Wagen ausgeht, sollte man weder Bremse noch Gaspedal anrühren, sondern lieber einen Hangstart hinlegen.

Dabei werden zuerst Hand- und Fußbremse betätigt, um das Fahrzeug gegen zurückrutschen zu sichern. Dann wird der Motor abgestellt, falls er nicht abgewürgt ist und somit der Grund für den Stillstand war.

Mit getretener Kupplung und untersetztem Rückwärtsgang kann man dann langsam zurücksetzen, sofern der Weg frei ist. Beim Anfahren sollte man allerdings vorsichtig vorgehen und erst die Bremsen lösen, wenn man bereit ist, ein eventueller Zurückrollen mit der Fußbremse abzufangen.

Schnee

Einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände für Fahrten im Schnee sind die Schneeketten. Sie stellen einen wesentlichen Bestandteil jeder Fahrpraxis im Winter dar, und unerfahrenen Reisenden ist dringend anzuraten, die Montage der Ketten vor dem Aufbruch einige Male zu üben. Wenn es dann im Dunkeln oder im Schnee zum Ernstfall kommt und die Ketten montiert werden müssen, kann man auf einen kleinen Erfahrungsschatz zurückgreifen, der die sonst ungewohnten Handgriffe erleichtern wird. Übrigens herrscht in Australien in den Schneeregionen zu den entsprechenden Zeiten meist ohnehin Schneekettenpflicht.

Im Allgemeinen sollte man in verschneiten Gebieten langsam und mit niedrigen Gängen fahren. Schalten sollte man möglichst selten.

Wenn man im verschneiten Gelände bremsen muss, sollte man dies langsam und gleichmäßig tun und dabei der Motorbremse den Vorzug geben, weil diese ein Blockieren der Räder vermeidet.

Fahrzeuge, die man im Schnee abstellt, sollte mit blockierten Rädern stehen und nicht mit angezogener Handbremse, weil eventuelles Rutschen mit dieser nicht vermieden werden kann.

Gegenverkehr sollte man vorlassen, wenn sich dieser bergauf bewegt, da ein Bremsen in dieser Lage unangenehm ist und es dem Fahrzeug schwer fallen  wird, wieder auf Touren zu kommen.

Tückisch sind kleine Glatteisflächen, die sich auf Brücken oder an schattigen Stellen gebildet haben können. Diese kleinen Flächen können schon dann, wenn nur eine Hälfte des Fahrzeugs über sie fährt, zu einem unangenehmen Kontrollverlust führen, der gerade auf einer Brücke zu großen Schwierigkeiten führen kann.

Wenn es in verschneitem Gelände zu einem Notfall kommt, in dem man die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hat, gilt eine einfache Regel: man steuert lieber vor eine Wand oder in eine Schneewehe, als in eine Schlucht zu stürzen.

Sandiger Boden

Wenn der Weg über sandigen Boden führt, empfiehlt sich ein geringerer Reifendruck als bei den anderen Geländetypen. Wichtig ist eine gute Kombination von Geschwindigkeit und Tragfähigkeit des Bodens; fährt man zu schnell, kann der Sand aufgewirbelt werden, und das Fahrzeug sinkt ein (zumindest, wenn die Tragfähigkeit des Bodens nicht ausreicht). Ist man hingegen zu langsam, wird der Sand ebenfalls aufgewirbelt, weil die Räder sich zu lange auf dem weichen Boden befinden. Beides erschwert das Vorankommen und kann sogar zu unangenehmem Steckenbleiben des Fahrzeugs führen (auch wenn Sand in diesem Zusammenhang meist ein eher freundlicher Boden ist).

Sollte es einmal dazu kommen, dass das Fahrzeug feststeckt, hat man es im Sand meist leicht, wieder freizukommen: es empfiehlt sich, in einer Schaukelbewegung vor- und zurückzufahren. Dies hat zur Folge, dass sich die Ränder der Kuhlen, in denen sich die Reifen befinden, verdichten, bis das Profil schließlich Griff findet und man freikommt.

Es empfiehlt sich, nach Möglichkeit mit Allradantrieb, aber mit normalem Gang zu fahren, da die Traktion des Geländeantriebs auf Sand nur wenig Sinn macht.

Sinnvoll ist es, sich an vorhandenen Reifenspuren zu orientieren, da man an diesen eventuelle Problemquellen leicht erkennen kann. Die Spuren eines feststeckenden Geländewagens sind deutlich zu erkennen, so lange die Reifenspuren im Sand zu sehen sind.

Auf sandigem Boden sind plötzliche Richtungswechsel soweit möglich zu vermeiden. Dünen sollten in gerade Linie angesteuert werden, um möglichst viel Griff zu haben.

Ist man auf einer Düne bergab unterwegs, sollte man keinesfalls bremsen, da dies große Schwierigkeiten hervorrufen kann.

Die Motorhaube muss stets hangabwärts weisen.

Gewässer

Ein Problem, aber auch eine der entscheidenden Herausforderungen einer Fahrt mit dem Geländewagen ist die Überquerung eines Gewässers.

Normalerweise sollte es mit einem Geländewagen kein Problem darstellen, Gewässer bis zu einer Tiefe von 60 Zentimetern problemlos zu durchqueren; allerdings hat die Bodenbeschaffenheit auf die mögliche Tiefe einen entscheidenden Einfluss.

Es ist nahe liegend, dass eine eigentlich flache Furt zu einem Problem werden kann, wenn der Boden so nachgiebig ist, dass der Wagen ein Stück einsinkt.

Daher sollte man auf jeden Fall jeden Übergang zuerst zu Fuß erkunden. Auch Durchgänge, die flach anfangen, können nach einem kurzen Stück zu einem echten Problem werden.

Hat man schließlich eine Stelle gefunden, an der man eine geeignete Tiefe vorfindet, sollte man elektrische Komponenten des Fahrzeugs mit einem Spray wie WD40 einsprühen (Mehrzweckspray), welches vor eventuellem Wasser schützt. Bei hohem Wasserstand empfiehlt es sich, die Watausrüstung anzulegen.

Bei der Durchquerung sollte man den zweiten untersetzten Gang wählen und den Motor auch bei einem Halt unbedingt laufen lassen. Zügiges, nicht gehetztes Übersetzen ist die beste Möglichkeit, eine problemlose Überquerung zu gewährleisten.

Nach der Durchquerung eines Gewässers sollte man die Bremsen trocknen und testen.

Ist der Boden, den man überqueren will, eher schlammig als nass, muss man mit einer geschickten Kombination von Tempo und Drehmoment arbeiten. Der zweite oder dritte untersetzte Gang sind eine gute Wahl; man sollte gleichmäßiges Tempo halten und Spurrinnen vermeiden, um die Stelle zügig zu überqueren.

Gegenverkehr

Man würde es nicht unbedingt erwarten, aber der Umgang mit Gegenverkehr auf den leeren australischen Straßen erfordert einige Übung und Geschicklichkeit.

Auf Staubpisten sollte man auf die Staubwolken achten, die jedes Fahrzeug begleiten. Sieht man eine Staubwolke im Gegenverkehr, sollte man sein Tempo verlangsamen und links heranfahren – auch wenn die weiten Pisten dazu verleiten, sollte man die gültige Verkehrsrichtung nicht vergessen. Notfalls sollte man sogar anhalten, da Gegenverkehr auf diesen Pisten teilweise nur schwer berechenbar ist.

Man sollte darauf gefasst sein, dass sich in einer Staubwolke ein weiteres Fahrzeug verbergen kann, welches relativ überraschend auftaucht; fährt man selbst hinter einem Fahrzeug, sollte man wiederum vermeiden, sich in einer solchen Wolke zu verbergen, um unerwartete Reaktionen des Gegenverkehrs zu vermeiden.

Besonders gefährlich ist Gegenverkehr natürlich auf Brücken, da dort die Möglichkeiten zum Ausweichen arg eingeschränkt sind. Vorfahrtsschilder sind natürlich strikt zu beachten.

Die gefährlichsten Fahrzeuge, die man im Gegenverkehr finden kann, sind Sattelzüge (Road Trains) und Motorräder.

Road Trains weichen prinzipiell keinen Fahrzeugen aus, weil die Last, die sie bewegen, viel zu groß ist; man sollte also Abstand halten, der eigenen Sicherheit zur Liebe.

Bei Motorrädern wiederum verhält es sich anders; auch wenn man es nicht erwarten würde, haben diese Fahrzeuge oft große Schwierigkeiten beim Ausweichen, da staubige Pisten und Spurrillen die Bewegung auf der Piste erschweren können.