Die Nordküste von New South Wales ist in weiten Teilen gezeichnet von zwei Jahrhunderten exzessivem Holzeinschlag in den ehemals weiten Regenwäldern, die das Gebiet früher bedeckten.
Die Wälder, die sich den Menschen zur Zeit der Besiedlung in dieser Gegend darboten, erschienen den Holzfällern schier unerschöpflich, und so machte sich kaum jemand Gedanken darüber, dass diese gewaltigen Holzvorräte irgendwann einmal erschöpfen könnten.
Mittlerweile hat man gesehen, dass die Nutzung der Wälder durch die Menschen, die in der Region leben, doch größere Schäden als erwartet verursacht hat. Die meisten der noch bestehenden Regenwälder stehen heute unter Naturschutz oder sind sogar in die Schutzgebiete verschiedener National Parks eingegliedert. Nur noch wenige Dörfer leben heute noch von der Forstwirtschaft, und auch in Australien hat in diesen Orten mittlerweile die nachhaltige Forstwirtschaft Einzug erhalten.
Die Wälder, die in die subtropische oder kühlgemäßigte Klimazone gehören und die ein wahres Paradies exotischer und rarer Flora und Fauna sind, gehören heute größtenteils zu den Central Eastern Rainforest Reserve und stellen damit ein einzigartiges Naturdenkmal in der Liste das UNESCO-Naturerbes dar.
Die Menschen der Nordküste von New South Wales haben sich dieser Entwicklung angepasst – heute findet man in der Gegend mehrere Ferienzentren, die stark auf internationalen und nationalen Tourismus ausgerichtet sind. Insgesamt ist die Nordküste dichter bevölkert und touristischer als die Südküste.
Neben dieser Touristenkultur hat sich seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem eine florierende Alternativkultur an der Nordküste des Staates entwickelt.
Die Städte Lismore, Byron Bay und Murwillumbah zogen seit dieser Zeit stets eine große Zahl von Aussteigern und Alternativen an. Diese haben zwar, wie nicht anders zu erwarten, ihre Ideale nicht durchsetzen können, doch haben sie ihre Spur in der Politik und vor allem auch der Kultur dieses Gebiets hinterlassen.
Tourismus und leicht desillusionierte Alternativkultur sind natürlich nicht die Attribute, die die Nordküste des Landes am meisten auszeichnen.
Viel eher sind es die küstennahen Sees und Haffs, die ausgeprägte, leicht raue und dann auch wieder feine Landschaft mit ihren weißen Sandstränden und felsigen Landvorsprüngen, die den eigenwilligen Charakter dieser Gegend darstellen.
Wer an der Nordküste Urlaub machen möchte, aber dennoch keine Lust auf die Touristenszene hat, wird hier ebenso wie an der Südküste kaum Schwierigkeiten haben, auf einsame Strände auszuweichen oder idyllische Fischerdörfer und Holzfällersiedlungen zu entdecken.
Bild von Tim J Keegan