Omeo ist ein kleines Dorf mit gerade einmal 400 Einwohnern, welches weniger von der mit diesem Landstrich verbundenen Romantik als vielmehr der eigenen Vergangenheit zehrt – Omeo ist eine der zahlreichen Goldgräbersiedlungen, die in der Zeit des Goldrausches entstanden sind und die bis heute nicht recht die Anpassung an die veränderten Umstände geschafft haben.
In der Zeit des Goldrausches stellte Omeo das wildeste und gefährlichste Pflaster in ganz Victoria dar; die Goldfunde waren in den Jahren nach 1851 reichlich, während jede Autorität fern war. Das Faustrecht herrschte für mehr als sieben Jahre. Die Goldgräber schlossen sich in Gangs oder Schutzgemeinschaften zusammen, um einerseits gegen die Angriffe anderer gewappnet zu sein oder um schwächere Gruppen zu übervorteilen. Man kann zwar kaum von „organisiertem“ Verbrechen sprechen, doch waren Schutzgelderpressungen keine Seltenheit, und neben den Goldgräbern hatten auch insbesondere die Betreiber der „Hotels“ und Pubs schwer mit dieser Anarchie zu kämpfen. Erst die Entsendung eines Polizeipostens brachte eine Veränderung; zwar hatte die staatliche Gewalt schwer mit der kriminellen zu kämpfen, doch siegte sie schließlich und etablierte eine wenigstens rudimentäre Ordnung. Nicht zuletzt waren die Goldgräber daran beteiligt, da der größere Teil der Menschen schlicht und einfach seiner Arbeit nachgehen wollte, ohne riskieren zu müssen, nach einem eventuellen reichlichen Fund mit einem Messer im Bauch zu enden.