Natürlich kann man bei einer so großen Landschaft wie dem bevölkerungsreichsten Staat Australien nicht zu allgemein sprechen. Die Gegebenheiten sind in verschiedenen Regionen verschieden, und es macht nur Sinn, einen genaueren Blick auf einige von ihnen zu werfen, um einen Überblick zu erlangen.
Zwischen Woollongong und Newcastle liegt ein großes Ballungsgebiet, welches – nicht unähnlich dem deutschen Ruhrgebiet – in der Vergangenheit starken wirtschaftlichen Aufschwung durch die Schwerindustrie erlebte. Noch heute denkt jeder Australien bei diesen beiden Orten zuerst an Kohle und Stahl, und für viele Jahrzehnte waren diese beiden Industriezweige auch die wichtige Einkommensquelle in dieser Region.
Doch auch wenn die Bodenschätze in Australien reichlich sind und das Land noch immer viel Geld mit seinen natürlichen Schätzen verdient, war der Kohleindustrie in Australien kein dauerhafter Erhalt vergönnt. Die australischen Gewerkschaften waren stark aktiv, was sich natürlich für den einzelnen Arbeiter zuerst sehr positiv auswirkte. Insgesamt führten die Erfolge allerdings zu einem Anwachsen der Lohn- und Lohnnebenkosten, was sich auf den Förderpreis der Kohle niederschlagen musste. Daher erlitt die australische Kohle im Laufe der Zeit das gleiche Schicksal wie die deutsche – sie konnte nicht zu wirklich konkurrenzfähigen Bedingungen gefördert werden, und so hilfreich staatliche Subventionen auch zum Erhalt der Industrie über einen gewissen Zeitraum waren, der Niedergang war unvermeidlich.
Der Stahlindustrie ging es nicht unähnlich – viele Krisen in den letzten beiden Jahrzehnten trafen diese Industrie hart und hatten damit auch Auswirkungen auf die Menschen dieses Gebietes. Zwar war es der Stahlindustrie möglich, durch Veränderung der Produktionsbedingungen und vor allem auch Neuausrichtung der Produkte zwar nicht im alten Markt, aber doch in neuen erfolgreich zu sein, doch brachte auch dies teilweise starken Arbeitsplatzabbau mit sich. Australiens Kohle- und Stahlkessel musste schwere Zeiten durchmachen und hat sie im Moment noch nicht ganz hinter sich gelassen.
Noch heute mit dem Bergbau erfolgreich ist das Gebiet um Broken Hill, eines der wichtigsten australischen Zentrum des Bodenschatzabbaus. Broken Hill liegt im äußersten Westen von New South Wales; in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden dort reichliche Vorkommen von Silber, Blei und Zink gefunden, die damals für den raschen wirtschaftlichen Aufschwung der gesamten Region, vor allem aber auch der Stadt Sydney führten.
Broken Hill genoss in der Anfangszeit großen Wohlstand durch diesen natürlichen Reichtum, doch anders als viele Gebiete, die durch das Gewinnen von Bodenschätzen nur für eine gewisse Zeit zehren konnten, scheinen die Vorräte in diesem Gebiet auch nach mehr als 100 Jahren noch nicht erschöpft. Die Gesellschaft, die die Abbaurechte erlangte (Broken Hill Proprietory) zählt heute zu den größten und reichsten Firmen Australiens und hat ihre wirtschaftlichen Aktivitäten auch über die Grenzen dieses Territoriums hinaus ausgedehnt.
Der kurzzeitige Goldrausch, der ungefähr zur gleichen Zeit in der Nähe stattfand, hatte damals zwar kurz zu großem Enthusiasmus geführt, doch der Erfolg der Minen zeigte bald, dass die Zukunft von Broken Hill in Silber, Blei und Zink lag. Leider haben die letzten zehn Jahre eine wirtschaftliche Entwicklung mit sich gebracht, die den Gewinnen von Broken Hill Proprietory zwar keinen Abbruch taten, die jedoch eine Mechanisierung großer Teile des Förderungsbetriebes notwendig machten, um mit der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Schritt halten zu können. Die Folge war, dass es BHP nun heute zwar genauso gut wie früher geht, doch ist die Arbeitslosigkeit in der Region um Broken Hill stark angewachsen. Da BHP beinahe der einzige Arbeitgeber der Region ist, die sich relativ isoliert im Outback befindet, nahm mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit die Gesamtbevölkerung ab, da die Menschen das Gebiet auf der Suche nach Arbeit verließen.
Auch wenn die Zahl der Menschen, die in der Landwirtschaft beschäftigt sind, in ganz Australien, vor allem aber auch in New South Wales in der Nachkriegszeit stark zurückgegangen ist, kommt noch immer ein Drittel aller australischen Agrarprodukte aus den großen landwirtschaftlichen Gebieten dieser Region, genauer gesagt den Western Slopes und Teilen des Küstenstreifens im Osten.
Weizen und Wolle sind die wichtigsten Agrarprodukte Australiens, und gerade in der Weizenproduktion liegt New South Wales im Vergleich zum Rest von Australien besonders weit vorne.
Doch auch der Weinbau ist eine wichtige Einkommensquelle. Das Hunter Valley in der Nähe von Newcastle ist eine der bekanntesten Weinbauregionen Australiens. Weine aus diesem Tal sind besonders bekannt für ihre hohe Qualität und einen fruchtigen Geschmack.
Im Süd- und Nordosten von New South Wales, besonders aber an der Grenze zu Queensland ist die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung allerdings eine andere. In dieser Region sind noch einige Waldgebiete erhalten geblieben, während es an der Grenze sogar noch einige Urwälder gibt. Da diese Landstriche wirtschaftlich kaum anders nutzbar sind und die Menschen, die dort leben, in einer zwei Jahrhunderte alten Tradition vom Holz leben, ist der Einschlag und die Verarbeitung der Bäume noch heute dort der wichtigste Wirtschaftszweig.
Natürlich setzen sich Naturschützer bereits seit geraumer Zeit gegen die Abholzung der zunehmend schrumpfenden Waldgebiete ein, doch wehrt sich die lokale Bevölkerung, die keine andere Einnahmequelle kennt, nach Kräften gegen diese Aktivitäten. Auch wenn die Waldgebiete weiter abnehmen, ist die Entscheidung über die Zukunft dieser Region noch nicht gefallen.
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