Die Vielfalt der Landschaft in Victoria ist beachtlich, wenn man die relativ geringe Ausdehnung des Staate bedenkt. Im Norden findet man den Murray River, die Lebensader eines großen, sonst recht trockenen Gebiets, welches durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem nutzbar gemacht wurde. In den Gegenden, wo der Fluss weiter entfernt ist, kann man noch da und dort die natürliche Landschaft dieser Region erahnen: dort ist es heiß und trocken, und der Boden ist in zu weiten Teilen staubfarben. Allerdings ist von diese Trockenheit nicht mehr viel übrig, seit die Bewässerungstechnologie so weit fortgeschritten ist.
Westwärts zieht sich die Great Dividing Range durch den Staat, die große Gebirgskette Australiens, die mit den Grampian Mountains zusammenhängt und so einen verbundenen Höhenzug bildet. Auch wenn diese Bergkette im internationalen Vergleich nicht sehr hoch ist, findet man die Baumgrenze schon recht früh und bekommt oft den Eindruck, sich in einem weitaus höheren Gebirge zu befinden – wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil das Umfeld so „australisch flach“ ist.
Jenseits der Grampians beginnt die Mallee, eine Landschaft, die für weite Teile Australiens typisch ist. Die Mallee ist eine scheinbar endlose, trockenheiße Savanne, die zwar nicht unfruchtbar, aber auch nicht gerade ein leichter Lebensraum ist, so dass man nur wenige, gut angepasste Tier- und Pflanzenarten dort antreffen kann. Die vorherrschende Pflanze ist die Mallee, eine niedrigwachsende Eukalyptusart.
Im Nordosten der Gebirgskette liegen die Victorian Alps, Ausläufer der Snowy Mountains, die sich als recht hügelig erscheinendes, beeindruckendes Gebirge darstellen, welches immerhin beachtliche 2000 Meter erreicht. Verschiedene Hochebenen liegen nicht viel niedriger, während die Täler in diesem Gebirge weit und sanft gerundet sind.
Im Südosten von Victoria liegt eine große, bewaldete Region, die gemeinhin Ost-Gippsland genannt wird. Dort findet man eine recht wilde Landschaft, die in einigen Teilen noch recht unberührt ist, die jedoch auch schon da und dort unter den Anstrengungen der Holzfäller gelitten hat. Ost-Gippsland schließt sich an die viktorianischen Alpen an und läuft sanft nach Osten aus.
Ost- und Westküste von Victoria haben beide ihre eigenen Reize zu bieten. Port Phillip Bay im Osten ist relativ flach. Diese Gegend ist da Zentrum der menschlichen Besiedlung Victorias, dort liegt nicht nur Melbourne, sondern auch ein großer Teil der anderen Städte des Staates. Viele kleine Buchten bergen Sandstrände, während die Vielzahl von Flussmündungen um Lake Entrance zu einem wahren Seensystem geführt hat, das beinahe finnische Ausmaße angenommen hat. Diese Gegend nennt man in Australien einfach nur The Lakes.
Die Westküste bietet eine der spektakulärsten Anblicke in ganz Australien – man sollte sich, wenn sich irgendwie die Möglichkeit dazu bietet, einen Blick auf die Steilküste Victorias nicht entgehen lassen.
Central Victoria ist geprägt von Weide- und Buschland, wie es schon die Squatter im 19. Jahrhundert zu schätzen wussten. Noch immer ist diese Region ein wichtiger Produzent von Wolle und Schafsfleisch.